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Schiffsfonds in der Krise

Veröffentlicht am 04. September 2009

Schiffsfonds in der Krise: Etwa ein Drittel der Weltcontainerschiffe wurde über deutsche Anlegergelder finanziert. Nun hat eine Umfrage der Zeitschrift „Fondszeitung“ bei den Emittenten ergeben dass mindestens 70 Schiffsfonds bereits notleidend geworden sind. Aus Studien des Fondsanalysehauses Scope Analysis geht hervor dass Schiffsfonds derzeit unter einem erheblichen Vertrauensverlust leiden. Fälle in denen Anleger Ausschüttungen zurückzahlen oder Gelder nachschießen müssen häufen sich. Laut Scope ist allerdings die Bereitschaft der Anleger derzeit gering weiteren Investitionen in Fonds die in Schieflage geraten sind zuzustimmen. Viele Anleger fürchten auch noch das nachgeschossene Kapital zu verlieren.

Sanierungskonzepte

16 der von der „Fondszeitung“ befragten Investoren handelten sowohl mit Banken als auch mit den Anlegern bereits Sanierungskonzepte aus. Dabei ist das Interesse der Banken an den Sanierungen gering. Denn bei Zahlungsunfähigkeit eines Fonds können die Gläubiger noch auf die Insolvenzmasse zugreifen. Gerade die Zurückhaltung der Banken wird als einer der Gründe für die anhaltenden Schwierigkeiten der Schiffsfonds gesehen. Hinzu kommen Überkapazitäten gesunkene Charterraten gestiegene Betriebskosten und überzogene Kalkulationen.

In Not geratene Fondsschiffe

Als ein Beispiel eines versuchten Sanierungskonzeptes ist die MS Wehr Weser der Lloyd Treuhand GmbH zu nennen. Diese teilte den Anlegern mit dass die Insolvenz der Gesellschaft nur durch Rückzahlungen von Ausschüttungen zu verhindern sei. Soweit die Sanierung nicht zustande kommt bevorzugt die Lloyd Treuhand einen schnellen Verkauf gegenüber einer Verwertung im Insolvenzfall. Dies obwohl im Verkaufsfall derzeit nicht einmal genügend Erlös erzielt werden kann um die noch vorhandenen Restverbindlichkeiten von 12 8 Millionen US-Dollar zu begleichen.

Auch bei MS Emilia Schulte von Lloyd Fonds werden 2 8 Millionen EUR Kapital benötigt. In Kürze sollen bei drei weiteren Fonds die Anleger wegen der Abstimmung über Sanierungskonzepte angeschrieben werden. Soweit die Charterraten weiterhin auf dem momentan schwachen Niveau verbleiben werden laut Lloyd Fonds mittelfristig noch zwei weitere Schiffe in Liquiditätsengpässe kommen.

Auch das Fondshaus Hamburg hat bei zahlreichen Fondsschiffen Sanierungsbedarf. Bei den Fonds FHH-Fonds 21 und 29 sind Nachzahlungen der Anleger bereits erfolgt. Weiterer Sanierungsbedarf besteht bei den FHH-Fonds 22 MS Hamilton Strait und 24 MS Hudson Strait sowie in weiteren vier FHH-Fonds.

Auch für die Gebab-Schiffe MS Champion MS Elisabeth und MS Eyrene sind Sanierungskonzepte beschlossen worden. Für neun weitere Gebab-Schiffe ist die Liquidität lediglich bis zum ersten Quartal 2010 gesichert.

Atlantic führt derzeit für zwei Schiffsfonds Gespräche mit finanzierenden Banken mit dem Ziel eine Aussetzung der Tilgung zu erreichen. Nachschüsse der Anleger sollen hier nicht vorgesehen sein.

Anders sieht es bei den DS-Fonds 38 und 39 aus. Die Anleger der Containerschiffe Cape Hatteras und Cape Horn wurden aufgefordert 30 % ihrer bisher erhaltenen Ausschüttungen für notwendige Instandsetzungsmaßnahmen zurückzuzahlen.

Bei der MPC Capital sind von insgesamt 206 Fondsschiffen augenblicklich 13 Containerschiffe ohne Beschäftigung. MPC berichtete allerdings dass bisher keine ihrer Schiffsgesellschaften insolvent sei den Anlegern keine Sanierungskonzepte unterbreitet wurden und keine Nachschusspflichten bestanden hätten. Bis zu 35 % sollen die Anleger der Schiffe MS Siefke MS Peter MS Daniela und MD Inga des Hamburger Emissionshauses HEH zahlen. Allerdings stehen hier noch die letzte Abstimmung über das Konzept sowie der Abschluss einer entsprechenden Vereinbarung mit der HSH Nordbank aus.

Schiffsfonds in der Krise: Lösungsansätze

Aufgrund dieser zahlreichen Probleme sucht die Branche nach neuen Lösungswegen. Dabei wurden insbesondere zwei Lösungsansätze entwickelt. Eine Auffanglösung für unbeschäftigte Schiffe bis maximal 1.400 TEU nach Vorbild des Bankensektors versucht das Baltic Max Feeder (BMF) anzubieten. Die Schiffe sollen hierbei allerdings nicht übertragen werden sondern es handelt sich hierbei um eine Poolung. Dabei soll die Baltic Max Feederer Gesellschaft die Vercharterung der Schiffe übernehmen die beschäftigungslosen Schiffe anmieten und eine Charterrate zahlen welche die Betriebskosten und Zinsen deckt. Die Finanzierung soll durch die teilnehmenden Reedereien erfolgen. Allerdings sind gerade diese Finanzierungsmodalitäten noch nicht abschließend geklärt.

Der andere Lösungsansatz die sogenannte Containerschip-Association (CSA) ist die Gründung eines Solidarfonds. Dabei müssen die Mitglieder der CSA einen bestimmten Prozentsatz ihrer Con-Tex-Rate zahlen. Für deren Berechnung ist die Grundlage der Con-Tex-Index der durch die Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten e.V. herausgegeben wird und die Markterwartungen der Schiffsmakler widerspiegelt. Dem CSA angeschlossene Schiffe können so wenn diese ohne Beschäftigung sind maximal 60 Tage 70 % der Con-Tex-Rate als Unterstützung erhalten.

Bei beiden Lösungsmodellen stellt sich jedoch die Frage ob die finanzstärkeren Reeder bereit sein werden ihre in die Krise geratenen Kollegen zu stützen.

Geschädigte Anleger von Schiffsfonds sollten in jedem Fall ihre in Betracht kommenden Ansprüche zeitnah durch einen auf Anlegerschutz spezialisierten Rechtsanwalt prüfen lassen. Gerne können Sie diesbezüglich über unser Kontaktformular mit uns in Verbindung treten.