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AKH-H Fondsexpertise zu »CFB Invest Flugzeuginvestment 1-Emirates Boeing 777-300ER«

Veröffentlicht von Nursel Orhan am 14. Juli 2020

Die Commerz Real Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH hat im Jahr 2014 den geschlossenen inländischen Publikums-AIF unter der Bezeichnung „CFB Invest Flugzeuginvestment 1 – Emirates Boeing 777-300ER“ aufgelegt. Mit der Investition in ein Passagierflugzeug sollten Anleger die Chance bekommen von einem Wachstumsmarkt zu profitieren. Im Fondsprospekt wird ausgeführt, dass die Zahl der jährlich beförderten Passagiere nach Schätzungen der Weltluftfahrtverbandes International Air Transport Association (IATA)  innerhalb der zurück liegenden 10 Jahre (2004-2013) um 55 Prozent gestiegen ist. Daher gehen die führenden Hersteller von Verkehrsflugzeugen Boeing und Airbus S.A.S. in ihren Schätzungen für die kommenden 20 Jahre von einer Steigerung des Personenluftverkehrs von jährlich 5 bzw. 4,7 Prozent aus.

Das Fondskonzept

Anleger konnten sich mit einer Mindestbeteiligungssumme in Höhe von USD 30.000,- zzgl. 5 % Agio an dem Alternativen Investmentfonds (AIF) „Avolo Aviation GmbH & Co. Geschlossene Investment KG“ mittelbar über die Treuhandkommanditistin AVIO Verwaltung und Treuhand GmbH beteiligen. Die Laufzeit der Investmentgesellschaft ist befristet bis zum 31.12.2029 und kann bis zu fünf Jahre verlängert werden. Bei dem Anlageobjekt handelt es sich um ein erstausgeliefertes Passagierflugzeug vom Typ Boeing 777-300ER. Das Langstreckenflugzeug ist mit zwei GE90-115B Triebwerken ausgestattet und hat einen Kaufpreis von USD 168.089.640,-. Mit über 700 Bestellungen ist es das weltweit am stärksten nachgefragte Langstreckenflugzeug. Die Gesamtausgaben betragen USD 184.205.824,- und werden durch Eigenkapital in Höhe von USD 86.810.000,- und Fremdkapital in Höhe von USD 90.000.000,- , Agio in Höhe von USD 4.337.500,- sowie aus dem Einnahmeüberschuss bis zum Ende der angenommenen Investitionsphase in Höhe von USD 3.058.327,- finanziert. Während der Grundmietzeit soll das Darlehen vollständig getilgt werden.

Das Flugzeug ist bis zum 30.11.2024 an die in Dubai ansässige Fluggesellschaft Emirates vermietet. Der Leasingvertrag mit Emirates sieht eine Grundmietzeit bis zum 30.11.2024 vor. Darüber hinaus kann Emirates den Leasingvertrag um einmalig drei Jahre zu unveränderten Konditionen verlängern. Emirates hat während der Dauer des Leasingvertrages sämtliche Kosten, Gebühren und Aufwendungen die im Zusammenhang mit dem Besitz und dem Betrieb des Flugzeuges anfallen zu tragen. Die Leasingrate beträgt während der gesamten Laufzeit monatlich USD 1.425.180,-.

Anlageziel der Investmentgesellschaft ist, aus der langfristigen Vermietung und der Veräußerung der Boeing 777-300ER zum Ende der Fondslaufzeit finanzielle Überschüsse zu erzielen und daraus Auszahlungen inklusive Kapitalrückzahlungen an die Anleger vorzunehmen. Während der Laufzeit des Fonds sollen die Anleger Ausschüttungen in Höhe von 6,75 % p.a. ansteigend auf bis zu 12 % bekommen. Die prognostizierte Gesamtausschüttung an die Anleger beträgt 189,71 %.

Nachteile und Risiken

Bei diesem Investment handelt es sich um eine langfristige unternehmerische Beteiligung die neben den o.g.  Chancen auch erhebliche Risiken aufweist. Sie kann bis zum vollständigen Verlust des eingesetzten Kapitals führen. Die im Fondsprospekt prognostizierten Ausschüttungen sind nicht garantiert und hängen maßgeblich vom wirtschaftlichen Erfolg der Gesellschaft ab. Eine ordentliche Kündigung der Beteiligung ist während der Laufzeit des Fonds bis zum 31.12.2029 nicht möglich, so dass ein kurzfristiger Ausstieg ausgeschlossen ist.  Auch ein Verkauf der Anteile ist für den Anleger oft schwierig oder unmöglich.  Es gibt im Internet einen Zweitmarkt für geschlossene Fonds, auf dem Anleger versuchen können, ihre Beteiligungen zu verkaufen. Marktführer ist die Handelsplattform zweitmarkt.de. Wenn Anleger dort ihre Beteiligung verkaufen wollen, wird das Verkaufsangebot veröffentlicht. Es gelingt jedoch nur in wenigen Fällen, die Beteiligungen zu einem angemessenen Preis zu verkaufen, denn es gibt keinen geregelten Zweitmarkt für Fondsbeteiligungen.

Der wirtschaftliche Erfolg des Flugzeugfonds hängt während der Laufzeit des Leasingvertrages von der Bonität des Leasingnehmers Emirates und der Entwicklung des Luftfahrzeugmarktes ab. Der Verkaufspreis des Flugzeuges kann aufgrund der Marktgegebenheiten wesentlich geringer ausfallen als ursprünglich angenommen. Denn der Marktwert für gebrauchte Flugzeuge unterliegt erheblichen Schwankungen. Es liegt vorliegend auch keine Risikostreuung vor, da der Fonds nur in ein einziges Flugzeug investiert, so dass nachteilige Entwicklungen, die das Flugzeug betreffen, nicht durch andere Investitionen ausgeglichen werden können. Außerdem besteht das Risiko, dass die Einnahmen wegfallen oder höhere Ausgaben anfallen. Sollte der Leasingnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können oder eine Weitervermietung bzw. Neuvermietung nicht möglich sein, dann werden die geplanten Rückflüsse an die Anleger geringer ausfallen oder gänzlich wegfallen. Der Fonds ist zudem mit einer sehr hohen Fremdkapitalquote in Höhe von ca. 51 % belastet. Einnahmen werden vorrangig für die Bedienung des Kapitaldienstes verwendet. Da es sich um eine US-Dollar Investition handelt, ergeben sich außerdem Währungsrisiken. Dem Prospekt ist zu entnehmen, dass sich aufgrund von kapitalmäßigen und personellen Verflechtungen Interessenkonflikte ergeben können. Ein weiteres Problem sind die hohen Weichkosten dieses Fonds. Hohe Weichkosten schmälern den Betrag zur Ertragserwirtschaftung. Auf Seite 51 des Prospekts ist zu entnehmen, dass über 17 % der Anlegergelder (inklusive Agio) für Nebenkosten und Vergütungen ausgegeben wurden und nicht in das Flugzeug geflossen sind. Diese nicht wertbildenden sehr hohen Aufwendungen, müssen zunächst durch Wertzuwächse ausgeglichen werden, ehe die Beteiligung insgesamt eine Werterhöhung erfahren kann.

Flugzeugfonds geraten zunehmend in Schieflage

Anleger des CFB Invest Flugzeuginvestment 1 – Emirates Boeing 777-300ER sollten die Entwicklung sehr genau verfolgen. Es gibt nämlich erste Anzeichen dafür, dass sich der Fonds nicht prospektgemäß entwickelt. Bereits ein Blick auf den letzten Kurs auf der Handelsplattform zweitmarkt.de zeigt, dass es einen Abwärtstrend gibt. Die Anteile wurden dort zuletzt am 03.07.2020 (Stand 11.07.2020) zu einem Kurs von gerade einmal 35,5% gehandelt. Laut Jahresbericht 2018  hat das Flugzeug zwischen den Bilanzstichtagen 31.12.2017 und 31.12.2018 eine Wertminderung in Höhe von USD 10.716.213,- erfahren. Das Anlageobjekt wurde zum Bilanzstichtag 31.12.2018 mit USD 125,3 Mio. bewertet. Inzwischen gibt es für das Flugzeug ein Nachfolgemodell die Boeing 777X und Emirates hat bereits Interesse an dem neuen Flugzeug in 2 Versionen bekundet (777-8X und 777-9X). Ob unter diesen Umständen an dem bisherigen Flugzeugtyp Boeing 777-300ER langfristig festgehalten wird, ist zu bezweifeln.

Flugzeugfonds galten in den vergangenen Jahren als sicheres Investment. Investoren des Flugzeugs Airbus A380 mussten bereits eines besseren belehrt werden. Der Airbus A380 war Bestandteil vieler deutscher Flugzeugfonds. Stiftung Warentest berichtete am 05.07.2018 darüber, dass einige Airlines Leasingverträge beim Airbus A380 nicht verlängern werden. Airbus hat inzwischen die Produktion dieses Flugzeugs eingestellt, da der Doppeldecker nahezu unverkäuflich wurde. Er war zu groß, zu schwer und zu unprofitabel.

Turbulenzen in der Flugzeugbranche

In jüngster Zeit kämpfen viele Airlines um das Überleben. Die Corona Krise hat den Flugzeugmarkt wegen der Reisebeschränkungen hart getroffen und wird noch lange nachwirken. Der internationale Luftverkehr kam infolge der Corona-Pandemie nahezu zum Erliegen. Sowohl der Dachverband der Fluggesellschaften IATA als auch der Präsident des Branchenverbands BDLI rechnen nicht mit einer schnellen Erholung. Die Branche befinde sich in der größten Krise ihrer Geschichte. Es sei zu erwarten, dass außer dem Rückgang in der Tourismusbranche auch Geschäftsreisen abnehmen werden, da viele Unternehmen ihre Reiseausgaben senken werden, da sie sich an die aktuell üblichen virtuellen Konferenzen gewöhnt haben. Eine große und teure Herausforderung wird in Zukunft außerdem die Umsetzung der Vorschriften in Bezug auf die Schutzmaßnahmen. Airbus und Boeing stellen sich nach Angaben im Handelsblatt auf eine lange Krise ein.

Mögliche Schadenersatzansprüche und Rückabwicklung

Sollten Anleger des CFB Invest Flugzeuginvestment 1 – Emirates Boeing 777-300ER von Ihrem Anlageberater oder von Ihrer Bank nicht umfassend über die Risiken einer solchen Beteiligung sowie der erhaltenen Provisionen aufgeklärt worden sein, so bestehen möglicherweise Schadensersatzansprüche. Des Weiteren kommt für die Anleger von geschlossenen Fonds in Betracht, gegen die Initiatoren der Fonds und gegen den Vertrieb Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Die Schadensersatzansprüche können sich somit zum einen aus Prospekthaftung, zum anderen aufgrund Falschberatung ergeben. In der Folge kann der Anleger dann die Rückabwicklung der Kapitalanlage verlangen: Erstattung des Kaufpreises gegen Rückübertragung der Beteiligung. AKH-H ist seit 25 Jahren auf das Kapitalanlagerecht spezialisierte Kanzlei und ausschließlich auf Verbraucherseite tätig. Wir bieten eine schnelle und kostenlose Ersteinschätzung Ihrer Ansprüche auf Schadensersatz und übernehmen auch die Deckungsanfrage bei Ihrer Rechtschutzversicherung.

Autorin

Nursel Orhan, Rechtsanwältin
Anwaltskanzlei Aslanidis, Kress & Häcker-Hollmann