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Solarfonds Krise: Auch spanische Solarparks stoppen Ausschüttungen

Veröffentlicht von Andreas Frank am 10. November 2014

Sonnenstrahlen-auf-Solaranlage

Bereits vor einigen Monaten berichteten wir an dieser Stelle über geschlossene Solarfonds, die aufgrund staatlicher Kürzungen in Schieflage geraten sind und in italienische Solarparks investieren. Wie das Managermagazin und das Fondstelegramm in ihren Online-Ausgaben im vergangenen Monat berichteten, sind nun auch Solarfonds, die in spanische Solaranlagen investieren, und mit ihnen tausende Fondsanleger von den Förderkürzungen betroffen. Infolge der von der spanischen Regierung im Sommer dieses Jahres per Ministerialerlass verfügten Neuregelung der Einspeisevergütung drohen den Solarfondsanlegern nun hohe finanzielle Verluste.

Spanien: Rückwirkende Neuregulierung der Einspeisevergütung

Nach Berichten des Managermagazins und des Fondstelegramms hatte die spanische Regierung 2013 per Gesetzesdekret die bisherige Einspeisevergütung für spanische Solaranlagen abgeschafft. Die erst ein Jahr später auf den Weg gebrachte und rückwirkend geltende Neuregelung der Berechnungsgrundlagen beende nun eine seit einem Jahr andauernde Hängepartie.

Als einer der ersten Solarfonds war laut Fondstelegramm und Manager Magazin der 2008 von MPC aufgelegte MPC Solarpark mit einem Investitionsvolumen von 65.016.000 Euro von den Kürzungen betroffen. So wurden die Anleger Fonds zwischenzeitlich von der Fondsgeschäftsführung über die deutlich unter den prospektierten Erwartungen liegenden Gewinnerwartungen für das abgelaufene Geschäftsjahr informiert. Demnach lag der Jahresüberschuss trotz einer Produktionssteigerung von 3 % mit 5,5 Mio. € deutlich unter den ursprünglich prognostizierten 6,9 Mio. €.

Wie das Fondstelegramm und das Manager Magazin weiter berichten, muss der Fonds nicht nur die deutlich gesunkenen Gewinnausschüttungen verkraften. Den Online-Berichten zufolge muss der MPC Solarpark, der in insgesamt vier spanische Solarkraftwerke investiert, auch die sich aus der neuen Berechnungsmethode ergebenden Überzahlungen von Vergütungen aus dem Jahr 2013 mit den aktuellen Vergütungen für 2014 verrechnen. Dies wird nach Angaben von MPC zu einer Verringerung der ursprünglich erwarteten Einnahmen in Höhe von 2,5 Millionen Euro führen.

MPC Solarpark: Keine Ausschüttungen bis 2025

Nach einer Prognoserechnung von MPC müssen sich die Anleger darauf einstellen, bis zum Laufzeitende im Jahr 2025 keine Ausschüttungen mehr zu erhalten. Ein wesentlicher Grund hierfür dürfte auch in der Neubewertung der spanischen Investments zu sehen sein. Demnach hatte MPC für das Geschäftsjahr einen Abschreibungsbedarf in Höhe von 10,2 Millionen Euro ermittelt. Der Verlust für das Geschäftsjahr 2013 beläuft sich damit auf 9,6 Millionen Euro. Bevor überhaupt wieder Ausschüttungen an die Anleger fließen können, muss die MPC Solarpark zunächst das ursprünglich bei der Commerzbank aufgenommene Darlehen in Höhe von 43 Millionen Euro bedienen. Dies wird nach übereinstimmender Einschätzung der Autoren voraussichtlich nicht vor dem Jahr 2025 erfolgen.

Auch Zweitmarktkurs bricht ein

Für die Anlegerinnen und Anleger war die Zeichnung des MPC Solarpark alles andere als ein Erfolg. Neben den nun zu verkraftenden Ausschüttungsstopps drohen ihnen weitere Verluste: So ist der aktuelle Zweitmarktkurs zwischenzeitlich auf nur noch 30 % gesunken (Stand: 08.10.2014). Damit sind – Stand heute – bereits 70 % des von den Anlegern eingebrachten Kapitals in Höhe von ursprünglich 22 Millionen Euro verloren.

Aber nicht nur die MPC Solarpark Anleger müssen derzeit mit hohen Kapitalverlusten rechnen. Auch den Anlegern anderer Solarfonds, die in spanische Solarparks investiert haben, drohen hohe Verluste:

  • Laut Informationen des Fondstelegramm können die Anleger des 2008 aufgelegten White Owl Capital (WOC) Nachhaltigkeitsfonds 01 voraussichtlich nicht vor 2024 mit Ausschüttungen rechnen. Der Zweitmarktkurs des WOC Nachhaltigkeitsfonds 01 betrug laut Angaben des Portals www.zweitmarkt.de zuletzt gerade noch 31 5 %  (Stand: 12.05.2014).
  • Nicht besser sieht die Situation für die ebenfalls in spanische Solarparks investierende Solarfonds Soles 20 Soles 21 und Soles 22 aus. Laut Fondstelegramm Angaben wurden auch hier die Soles Anleger seitens Voigt & Kollegen über auf unbestimmte Zeit fortdauernde Ausschüttungsstopps in Kenntnis gesetzt.

Wie das Managermagazin und das Fondstelegramm übereinstimmend berichten, planen die betroffenen Emissionshäuser, den spanischen Staat vor einem internationalen Schiedsgericht zu verklagen. Vor dem Hintergrund der damit verbundenen langen Verfahrensdauer und hohen Prozesskosten dürfte sich jedoch an der derzeitigen wirtschaftlichen Schieflage der Solarfonds und den damit verbundenen finanziellen Verlusten für mehrere tausend Anleger auf absehbare Zeit nichts ändern.

Solarfonds Anleger nicht schutzlos gestellt

Betroffene Anleger sollten sich mit deren Situation nicht abfinden sondern umgehend den Rat eines auf Bank- und Kapitalanlagerechts spezialisierten Rechtsanwalts suchen. Sollten sie von ihrem Anlageberater oder von ihrer Bank nicht umfassend über die Risiken einer Beteiligung an einem Solarfonds aufgeklärt worden sein so bestehen möglicherweise Schadensersatzansprüche. Des Weiteren kommt für die Anleger von Solarfonds in Betracht gegen die Initiatoren der Fonds und gegen den Vertrieb Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Die Schadensersatzansprüche können sich zum einen aus Prospekthaftung zum anderen aufgrund Falschberatung ergeben.

Unsere Kanzlei vertritt bereits eine Vielzahl geschädigter Solarfonds Anleger. Nach unseren Recherchen wurden viele der derzeit notleidend gewordenen geschlossenen Solarfonds über Banken und Sparkassen vertrieben. Dabei wurden diese Solarfonds-Beteiligungen oftmals als besonders sichere Anlage empfohlen. Auf Risiken wie Totalverlust wurde regelmäßig nicht hingewiesen. Auch wurde die Höhe der weichen Kosten in den Beratungsgesprächen in der Regel nicht bzw. nicht ausreichend offengelegt. Aufgrund der kickback-Rechtsprechung des Bundesgerichthofes bestehen deshalb gute Chancen für die Solarfonds-Anleger Schadensersatzansprüche geltend zu machen.

Was können betroffene Solarfonds-Anleger jetzt tun?

Geschädigte Anleger problematischer Solarfonds sollten in jedem Fall ihre in Betracht kommenden Ansprüche zeitnah von einem auf Anlegerschutz spezialisierten Rechtsanwalt prüfen lassen. Über unser Kontaktformular haben Anleger die Möglichkeit, mit uns in Verbindung zu treten und sich umfassend über ihre rechtlichen Möglichkeiten beraten zu lassen.

Andreas Frank

Autor

Andreas Frank, Rechtsanwalt
Anwaltskanzlei Aslanidis, Kress & Häcker-Hollmann