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Beschwerden und Vorwürfe wegen Wirex-App: Wenn das Guthaben plötzlich verschwindet

Veröffentlicht von Annekatrin Schlipf am 28. März 2025

Kryptowährungen

Das FinTech-Unternehmen Wirex gerät zunehmend in die Kritik. Die Nutzerstimmung zur Wirex-App in Deutschland ist in den letzten Monaten überwiegend negativ geprägt. Insbesondere die Themen Kundensupport, Kontosperrungen und unerwartete Gebühren dominieren die Diskussionen und sorgen für viel Frust. Die steigende Zahl der Beschwerden hat zu einem wachsenden Misstrauen gegenüber Wirex geführt, einige Nutzer äußern sogar den Verdacht betrügerischer Machenschaften.

Das Geschäftsmodell von Wirex

Das Geschäftsmodell von Wirex mit Sitz in Mailand, Italien, lässt sich als eine hybride Kombination aus FinTech, Krypto-Plattform und Neobank beschreiben. Wirex positioniert sich als Brücke zwischen der Krypto-Welt und der realen Welt mit dem Ziel, Menschen Zugang zu digitalen Währungen zu ermöglichen. Das Unternehmen bietet eine App-basierte Plattform, die es Nutzern ermöglicht, sowohl Fiat-Geld (EUR, USD, GBP, etc.) als auch Kryptowährungen (BTC, ETH, LTC, etc.) in einem Konto zu verwalten und beide über eine Debitkarte im Alltag auszugeben. Zudem gibt es ein Belohnungssystem („Cryptoback“), bei dem man für Kartenzahlungen einen Teil in Bitcoin zurückerhält.

Nutzerstimmung zur Wirex-App in Deutschland: Kritik und Beschwerden häufen sich massiv

Die Stimmung der Nutzerinnen und Nutzer der Wirex-App in den letzten sechs Monaten fällt überwiegend negativ aus. Auf sehr vielen Plattformen – von Trustpilot über Reddit und Twitter (X) bis hin zu spezialisierten Bewertungsportalen – berichten viele Nutzer von Problemen und Frustration. Insbesondere häufig genannt werden mangelnde Zuverlässigkeit bei Auszahlungen, überraschende Gebühren sowie ein kaum erreichbarer Kundenservice. Konkret sind die häufigsten Beschwerden von Wirex-Nutzern folgende:

Probleme bei Auszahlungen und Kontosperrungen

Viele Anleger berichten von wiederholten Kontosperrungen ohne ersichtlichen Grund, die den Zugriff auf ihre Gelder und Kryptowährungen verhindern. Sie beklagen zu Recht, dass sie ihre auf der Wirex-Plattform hinterlegten Kryptowährungen nicht auszahlen können. Die Verlässlichkeit, jederzeit auf sein Konto und sein Geld zugreifen zu können, ist jedoch für den von Wirex angebotenen Service von entscheidender Bedeutung. In diesem Punkt sehen die Nutzer jedoch das größte Defizit von Wirex. Immer wieder berichten Nutzer in den letzten Monaten, dass ihr Konto ohne Vorwarnung eingeschränkt oder gesperrt wurde – oft gerade dann, wenn sie eine Abhebung oder Überweisung tätigen wollten.

Wie ein roter Faden ziehen sich wochen- bis monatelange Kontosperrungen durch die Erfahrungsberichte. In dieser Zeit sind weder Kartenzahlungen noch Abhebungen oder Überweisungen möglich – das Geld ist faktisch eingefroren. Für die Betroffenen bedeutet dies eine extreme Verunsicherung, da sie Wirex eben nicht als „Bankersatz“ nutzen können, wenn das Konto jederzeit eingefroren werden kann. Viele Kunden bemängeln die fehlende Transparenz seitens Wirex bezüglich der Gründe für Kontosperrungen und anderer Probleme.

Mangelhafte Erreichbarkeit des Kundensupports

Es gibt viele Beschwerden über einen Support, der auf Anfragen nicht reagiert oder keine hilfreichen Lösungen anbietet. So steht der Kundenservice von Wirex im Mittelpunkt sehr vieler negativer Erfahrungsberichte und wird fast einhellig als sehr schlecht beschrieben. Viele Beschwerden beziehen sich darauf, dass der Support nicht reagiert, Anfragen monatelang unbeantwortet bleiben oder Standardantworten ohne wirkliche Hilfe geliefert werden. In vielen Fällen sind die Nutzer auf den Service angewiesen, weil ihr Account eingeschränkt oder gesperrt wurde – und gerade dann fühlen sie sich vom Support im Stich gelassen. Berichte über monatelange Ticket-Odysseen, gar keine Antwort oder nur automatisierte Antworten finden sich häufig, z.B. auf Trustpilot und Reddit. Einige Nutzer schreiben sogar, dass der Support faktisch nicht existiert.

Ein besonderes Problem scheint zu sein, dass viele Kontosperrungen angeblich mit laufenden Überprüfungsprozessen begründet werden, bei denen der Support weitere Dokumente anfordert. Die Nutzer berichten, dass sie alle angeforderten Dokumente eingereicht haben, aber dennoch wochenlang nichts passiert. Viele Berichte enden damit, dass die Nutzer von sich aus aufgeben, ihr Geld abheben (wenn möglich) und Wirex den Rücken kehren.

Intransparente oder unerwartete Gebühren

Offiziell gibt es bei Wirex kaum Standardgebühren: Die Kartenausgabe ist kostenlos, es gibt keine Kontoführungsgebühren und gewöhnliche Zahlungen oder der Umtausch zwischen Fiat und Krypto sind gebührenfrei. Bargeldabhebungen sind bis zu einem Limit (z.B. 250 € pro Monat) ohne Aufpreis möglich, lediglich für Krypto-Einzahlungen verlangt Wirex eine Gebühr von ca. 1%, was insgesamt als fair angesehen wird. Dieses auf den ersten Blick günstige Gebührenmodell war für viele ein Grund, Wirex auszuprobieren.

Nutzer*innen berichten jedoch auch von unerwarteten Kosten und teilweise hohen Verlusten durch Gebühren, insbesondere für ruhende Konten (sog. Inaktivitätskosten oder Inaktivitätsgebühr). Mehrere Nutzer berichten von versteckten Gebühren oder Bedingungen, die nicht klar kommuniziert wurden. Ein Beispiel ist der proprietäre Token WXT: Wer kleine Mengen WXT (< 1 $) hält, kann diese bei einer Kontoauflösung nicht auszahlen lassen. Ein Nutzer schildert, dass man gezwungen ist, erst WXT im Wert von 300 $ nachzukaufen, um über sein WXT-Guthaben verfügen und das Konto schließen zu können – eine „versteckte Gebühr“, vor der gewarnt wird. Noch gravierender sind Berichte über eingeführte Inaktivitätsgebühren, die das Guthaben auffressen. So beklagt sich ein Kunde, dass plötzlich für alle Konten eine sogenannte „Storage Fee“ verlangt wurde und innerhalb eines Monats das gesamte Guthaben – teilweise mehrere tausend Euro – durch Gebühren aufgebraucht war.

In der Wirex-Community gibt es daher viel Ärger über die Gebührenpolitik. Viele fühlen sich im Nachhinein getäuscht, da Wirex einerseits mit niedrigen Gebühren wirbt, andererseits aber über Umwege erhebliche Beträge einbehält. Auch die notwendige Nutzung von WXT für höhere Cashback-Level oder gebührenfreie Trades wird skeptisch gesehen, da sie die Nutzer an das Ökosystem bindet. Die Kundinnen und Kunden fühlen sich übervorteilt, wenn plötzlich Geld verschwindet. Die Transparenz und Fairness der Gebührenstruktur wird von vielen angezweifelt. Viele Kundinnen und Kunden fühlen sich betrogen und warnen andere eindringlich vor der Nutzung von Wirex.

Fehlende BaFin-Lizenz

Wirex richtet sich mit einer deutschsprachigen Website gezielt an den deutschen Markt. Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Umsetzung der Änderungsrichtlinie zur 4. EU-Geldwäscherichtlinie am 01.01.2020 benötigen Unternehmen, die in Deutschland Kryptowährungsgeschäfte als Dienstleistung anbieten, eine Erlaubnis der BaFin. Wirex verfügt jedoch nicht über die erforderliche Erlaubnis. Stattdessen operiert das Unternehmen unter der Aufsicht der britischen Financial Conduct Authority (FCA), von der es im August 2018 eine E-Geld-Lizenz erhalten hat. Dies ist rechtlich heikel, da in Deutschland die Verwahrung von Kryptowährungen für Dritte zu den erlaubnispflichtigen Finanzdienstleistungen zählt.

Kostenfreie Ersteinschätzung vom Anwalt

Die zunehmende Kritik entwickelt sich aktuell zu einem neuen Skandal im Krypto-Sektor. Betroffene Nutzer*innen sollten sich rechtlich beraten lassen. Über unser Kontaktformular haben Sie die Möglichkeit, mit uns in Verbindung zu treten und sich umfassend über die in Ihrem Fall bestehenden Möglichkeiten informieren zu lassen.

Autorin

Annekatrin Schlipf, Diplom-Wirtschaftsjuristin (FH)
Anwaltskanzlei Aslanidis, Kress & Häcker-Hollmann