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Oltmann Gruppe Dachfonds Nr. 4 – wirklich ein "Schnäppchenfonds"?

Veröffentlicht von Nursel Orhan am 06. Juli 2018
Aktualisiert am 27. Januar 2025
Schiffsketten

Die Oltmann Gruppe Dachfonds Nr. 4 GmbH & Co. KG ist ein Dachfonds, der in verschiedene Einschiffs-Kommanditgesellschaften investiert. Gegenstand der Gesellschaft ist der Erwerb, die Verwaltung sowie die Veräußerung von Beteiligungen an Einschiffskommanditgesellschaften (Zielfonds). Das Kommanditkapital sollte laut Fondsprospekt 10 Mio. EUR betragen, wobei eine Erhöhung auf bis zu 50 Mio. EUR möglich war. Anleger konnten sich mit einer Mindestbeteiligung von 15.000 EUR beteiligen. Der Fonds Oltmann Gruppe Dachfonds Nr. 4 GmbH & Co. KG, auch „Schnäppchenfonds III“ genannt, sollte den Anlegern aufgrund der Marktsituation gute Renditechancen bieten. Die Marktphase des Angebotsüberhangs und die sich daraus ergebenden günstigen Kaufgelegenheiten sollten genutzt werden.

Das Motto lautete „Kaufen, wenn andere verkaufen“ und „Krise als Chance“. Eine Fremdfinanzierung wurde auf Ebene des Dachfonds nicht vorgenommen, wohl aber auf Ebene der Zielfonds, die ihrerseits mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben. Nach den Angaben im Geschäftsbericht 2016 liegen die aktuellen Fremdfinanzierungsquoten der einzelnen Schiffsgesellschaften zwischen 15 % und 85 %. Das gewichtete arithmetische Mittel der aktuellen Fremdfinanzierungsquote der im Portfolio des Dachfonds befindlichen Einschiffsgesellschaften liegt bei etwas über 58 %. Der Planungszeitraum des Projektes erstreckt sich von 2010 bis 2020. Der Fonds trägt ein erhebliches Risiko aus der Marktlage der Schifffahrt. Die erhoffte nachhaltige Erholung der Schifffahrt ist nicht eingetreten.

Oltmann Gruppe Dachfonds Nr. 4: Verlockende Werbeaussagen

Der auch als „Schnäppchenfonds III“ bezeichnete Schiffsfonds sollte Schiffe günstig einkaufen, eine gewisse Zeit halten und dann aufgrund der zu erwartenden Wertsteigerung gewinnbringend veräußern. Im Vordergrund stand also die Ausnutzung der Marktsituation. Nach den Angaben im Fondsprospekt sollten die Anleger während der Laufzeit des Fonds ab Dezember 2012 regelmäßige Ausschüttungen erhalten. Folgende Werbeaussagen bildeten die Grundlage für die Anlageentscheidung von über 500 Anlegern:

  • lange und erfolgreiche Historie der Oltmann Gruppe und der Reedereipartner
  • breitgestreutes Portfolio
  • Erholung der Schiffsmärkte
  • geringe Steuerzahlungen aufgrund der Tonnagesteuer
  • mehrfach bewährte Fondskonzeption für besondere Marktsituationen
  • kein Agio, niedrige Nebenkosten
  • erfolgreiche Vorgängerfonds

Die Ist-Situation: ernüchternd

Investiert wurde in die Schiffe MS „Orkan“, MS „Heinrich Schepers“, MS „Sinus Aestuum“, MS „AKELA“, MS „Jan“, MS „Mieke“ (verkauft). Aus den Geschäftsberichten geht die problematische Entwicklung des Dachfonds Oltmann Gruppe Dachfonds Nr. 4 hervor. Mehrere Zielfonds befinden sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die im Fondsprospekt vorgesehenen jährlichen Ausschüttungen können nicht geleistet werden, da die dafür notwendigen Gewinne in den Zielfonds nicht erwirtschaftet werden.

Im Jahr 2015 wurde im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen bereits eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Der Fonds musste einige Beteiligungen teilweise bzw. im Falle der „AKELA“ vollständig abschreiben und das Geschäftsjahr 2016 wurde mit einem negativen handelsrechtlichen Ergebnis in Höhe von knapp 5,3 Mio. EUR abgeschlossen. Laut Angaben im Geschäftsbericht 2016 rechnet die Geschäftsführung derzeit nicht mit nennenswerten Auszahlungen an den Dachfonds. Dies bedeutet, dass auch keine Auszahlungen an die Gesellschafter erfolgen werden. Bisher wurden Ausschüttungen in Höhe von 4 % an die Gesellschaft geleistet. Zukünftige Auszahlungen aus dem Dachfonds werden zunächst nur auf das durch die Kapitalerhöhung geschaffene Vorzugskapital erfolgen. Weitere Auszahlungen sollen, wenn überhaupt, erst nach dem Verkauf eines Schiffes möglich sein (Quelle: Geschäftsbericht 2016). Ob und in welcher Höhe in Zukunft noch Rückflüsse an die Gesellschafter erfolgen, ist völlig ungewiss. Zumal die einzelnen Schiffsgesellschaften im Portfolio eine durchschnittliche Fremdkapitalquote von ca. 58 % (Stand 12.06.2017) aufweisen und dieses Fremdkapital vorrangig zu bedienen ist. Den Anlegern droht ein Kapitalverlust. Auf dem Handelsportal zweitmarkt.de werden die Anteile nicht mehr gehandelt (Stand 06.07.2018).

Was können betroffene Anleger tun?

Sollten Anleger beim Erwerb des Oltmann Gruppe Dachfonds Nr. 4 von ihrem Anlageberater oder ihrer Bank nicht umfassend über die Risiken eines geschlossenen Fonds aufgeklärt worden sein, bestehen gute Chancen auf Schadensersatz. In zahlreichen Gerichtsurteilen wurde zudem festgestellt, dass die beratenden Banken und Vertriebe beim Vertrieb von geschlossenen Fonds die Rückvergütungen bzw. Provisionen offenlegen müssen. Betroffenen Anlegern des geschlossenen Fonds Oltmann Gruppe Dachfonds Nr. 4 GmbH & Co. KG wird geraten, ihre in Betracht kommenden Ansprüche durch einen im Bank- und Kapitalmarktrecht versierten Rechtsanwalt prüfen zu lassen.

Zur kostenfreien Ersteinschätzung

Über unser Kontaktformular haben Anlegerinnen und Anleger geschlossener Fonds die Möglichkeit, mit uns in Verbindung zu treten und sich umfassend über die in ihrem Fall bestehenden Möglichkeiten informieren zu lassen. Gerne können Sie hierzu auch unseren Online-Fragebogen nutzen.

Autorin

Nursel Orhan, Rechtsanwältin
Anwaltskanzlei Aslanidis, Kress & Häcker-Hollmann